Europa

Spanische Zeitung: "Kiew bald Zentrum der Waffenproduktion für den gesamten Westen"

Die spanische Zeitung "El Mundo" berichtete jüngst, dass in der Ukraine unterirdische Waffenfabriken betrieben werden. Kiew wolle damit die westliche Waffenknappheit umgehen und sich in dieser Domäne verselbstständigen. Die langfristigen Ziele sind aber noch ambitionierter.
Spanische Zeitung: "Kiew bald Zentrum der Waffenproduktion für den gesamten Westen"Quelle: AFP © RONNY HARTMANN / AFP

Von Elem Chintsky

Am 79. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über den Hitlerfaschismus entschied sich die Redaktion der spanischen Tageszeitung El Mundo in Madrid, einen Bericht zu veröffentlichen, der besagt, dass Kiew seine eigenen unterirdischen Waffenfabriken betreibt. Vor allem die empfundene westliche Waffenknappheit wolle Kiew damit umgehen und sich in dieser Domäne in der kriegerischen Auseinandersetzung mit Russland verselbstständigen.

Nicht nur das – die ukrainische Führung soll die Absicht hegen, bald das Zentrum neuartiger Waffenproduktion für die Bedürfnisse des Westens zu werden. Im Artikel wird sprichwörtlich behauptet, dass "Kiew die Option ins Auge gefasst hat, ein Zentrum der Waffenproduktion für den gesamten Westen zu werden."

Schon in den Jahren 2021 oder 2020 wäre die Faktentreue solcher Art Nachrichten schwer mit der wissenschaftlichen Methode zu belegen. Aber dies gilt speziell seit Februar 2022 und ganz besonders seit dem gegenwärtigen Jahr 2024, in dem nun die meisten großen Blätter des NATO-Netzwerks sporadisch, widerwillig, aber dennoch eingestehen, dass die Ukraine nach über zwei Jahren des Abnutzungskrieges kurz vor dem politisch-militärischen Kollaps steht.

"Ins Auge gefasst zu haben", für irgendetwas volkswirtschaftlich im Westen "ein Zentrum" zu sein, während das eigene Land so derart dramatisch auf der existenziellen Kippe steht, grenzt an widersprüchliches Wunschdenken. Obwohl die Ukraine laut El Mundo bereits der weltweit führende Hersteller von kugelsicheren Westen, Helmen und Uniformen sein soll.

In der spanischen Publikation wird außerdem daran erinnert, dass die traditionellen ukrainischen Waffenfabriken seit Februar 2022 zur Zielscheibe des russischen Militärs geworden sind. Ungefähr 100 Fabrikarbeiter sollen in solchen Einrichtungen aufgrund infrastrukturell-strategischen Beschusses durch die russischen Streitkräfte in der Zwischenzeit getötet worden sein, so El Mundo. Als die ukrainische Führung diese Entwicklung damals zu erkennen begann, soll die Idee von "unterirdischen" Entsprechungen für die verlorenen Fabriken aufgekommen sein – und somit soll eine Umstellung und Neuausrichtung der einheimischen Rüstungsindustrie begonnen haben.

Obendrauf behauptet die Madrider Tageszeitung ferner, dass bereits Aufträge im Einklang mit den NATO-Anforderungen ausgeführt werden. Zu den engsten Partnern Kiews sollen zurzeit Kanada und Dänemark gehören. Wonach bestehe die größte Nachfrage? Artilleriesysteme und Kampfdrohnen, die diese Länder sogar zu einem Drittel der westlichen Preise von der Ukraine beziehen. Dieser neuen Logik nach hätte Kiew genügend selbst produzierter Artilleriesysteme für den Eigenbedarf, sodass sogar ein solcher Überschuss hergestellt und entbehrt werden kann, dass dieser im Westen zum Wucherpreis abgesetzt wird. Nimmt man diese vom NATO-Narrativ konzipierte Prämisse – und denkt diese zu Ende –, so werden die aus der Ukraine nach Kanada vermeintlich gelieferten Artilleriesysteme und Kampfdrohnen von dort wieder zur Unterstützung Kiews gegen Russland in die Ukraine geschickt.

Das heißt: Während Wladimir Selenskij in allen westlichen Salons verzweifelt und erpressend Druck aufbaut, dass Manneskraft, Ausrüstung und Waffensysteme in seinem Land dringlichst gebraucht werden, um für den Westen die Russen zu besiegen, wird parallel eine vermeintlich florierende Rüstungsindustrie für den Export, unter der Erde, weit weg von den Präzisionsangriffen der Russen, innerhalb der Ukraine behauptet. Zudem – wie bereits hervorgehoben – werden diese ukrainischen "Export-Waffenprodukte" Richtung Westen dramatisch unter dem Marktwert verkauft, was auch als großer Vorteil für die derzeitige ukrainische Volkswirtschaft dargestellt wird.

Diese Art Nachrichten sind schwer zu vereinbaren mit der Unmittelbarkeit der ukrainischen Niederlage. Nicht ohne Grund provozierte das französische Staatsoberhaupt mehrmals mit seinen Aussagen, europäische Truppen in die Ukraine entsenden zu wollen, um den Krieg im Sinne des Westens zu entscheiden. Auch die Erläuterungen eines Boris Johnson, dass eine Niederlage der Ukraine das Ende westlicher Hegemonie bedeute und somit eine größere Anteilnahme der EU- und NATO-Staaten im Krieg impliziere, spricht eher für die Unselbstständigkeit und tragische Unfähigkeit der Ukraine unter ihrer jetzigen Führung und Ausrichtung.

Tatsächlich wird die kommende Niederlage der Ukraine den Westen – besonders in der EU und Europa – ausgesprochen teuer zu stehen kommen. Die eigenen emotional-ideologischen, finanziellen und bald militärischen Einsätze dieser Länder im Ukrainekrieg übersteigen jedes Konzept von militärpolitischer Vernunft und bewegen sich jenseits vernünftiger Realpolitik.

Parallel kommt Russland innerhalb seiner militärischen Sonderoperation den anfänglich gesetzten Zielen konsequent näher – der Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine. Aber man bedenke, dass eine bald vollends demilitarisierte Ukraine zur selben Zeit das moderne "Zentrum der Rüstungsindustrie des Westens" werden möchte. Das hier strahlende Oxymoron ist bei Weitem nicht so tief eingegraben wie die neuen, in alle (westliche) Welt exportierenden "unterirdischen Waffenfabriken" des Kiewer Regimes.

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

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