Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine will Russland die Zahl seiner Soldaten um 15 Prozent erhöhen. Staatschef Wladimir Putin unterzeichnete nach Angaben des russischen Präsidialamtes ein entsprechendes Dekret.

"Die Erhöhung des Umfangs der Streitkräfte ist notwendig wegen einer Erhöhung der Bedrohungen unseres Landes und steht im Zusammenhang mit der Führung der Spezialoperation und der fortgesetzten Erweiterung der Nato", teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Nato nehme derzeit "eine Verstärkung der bewaffneten Kräfte nahe der Grenze zu Russland" vor und entsende "zusätzliches Luftverteidigungs- und Angriffspotenzial". Als "Spezialoperation" bezeichnet Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine. 

Dem Dekret zufolge soll die Armee künftig etwa 2,2 Millionen Angehörige umfassen, darunter 1,32 Millionen Soldaten. Dies entspräche einer Aufstockung um 170.000 Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende. Bereits im Sommer des vergangenen Jahres hatte Putin eine Vergrößerung der Armee auf zwei Millionen Mitglieder angeordnet, darunter 1,15 Millionen Soldaten.

Angeblich keine neue Mobilisierung geplant

Befürchtungen aus der russischen Bevölkerung, wonach die Armee erneut im großen Stil Männer für den Armeedienst mobilisieren könnte, trat das Verteidigungsministerium in Moskau umgehend entgegen. "Eine Mobilisierung ist nicht vorgesehen", teilte das Ministerium auch mit Blick auf die anstehende Präsidentenwahl mit. Stattdessen werde auf russische Bürger gesetzt, die sich freiwillig bei der Armee verpflichten. Bei einer von Putin angeordneten Mobilmachung im Herbst 2022 waren etwa 300.000 Männer für die Front an der Ukraine eingezogen worden. Die Maßnahme führte in Teilen der russischen Bevölkerung zu Panik, Hunderttausende Russen flohen damals ins Ausland.

Gegen unwillige Wehrpflichtige geht Russland seit diesem Jahr verschärft vor. Im Sommer verabschiedete das Parlament in Moskau mehrere Gesetze, die größeren Druck auf Wehrpflichtige ermöglichen – etwa durch hohe Geldstrafen und Ausreiseverbote. Durch die Anhebung der Altersgrenze von zuvor 27 auf 30 Jahre für das Wehralter können zudem inzwischen deutlich mehr Russen zum Militärdienst verpflichtet werden.

Russland hat seit Langem keine Angaben mehr zu seinen Toten und Verletzten im Ukraine-Krieg gemacht. Experten gehen jedoch von hohen Verlusten auf der russischen Seite aus.