Zwei Jahre nach der blutigen Clan-Eskalation: Gericht muss Messerstecher (27) freisprechen

2022 gingen rund 100 Mitglieder zweier verfeindeter Clans aufeinander los, die Polizei war im Großeinsatz

2022 gingen rund 100 Mitglieder zweier verfeindeter Clans aufeinander los, die Polizei war im Großeinsatz

Foto: Justin Brosch

Essen (NRW) – Es waren entsetzliche Szenen Ende Juni 2022: Prügelnd zog ein Mob durch Essen, nachdem ein Streit zwischen zwei arabischen Familienclans eskaliert war. Ein Mann erlitt dabei lebensgefährliche Stichverletzungen. Der Täter (27) stand am Montag vor Gericht – und wurde freigesprochen!

Er hatte einem Mitglied der anderen Familie bei der Massenschlägerei mit einem Teppichmesser in den Hals gestochen. Das Opfer (heute 32) türkisch-syrischer Abstammung schwebte in akuter Lebensgefahr. Im Prozess gab der Angeklagte den Stich zu, sprach aber von Nothilfe. Erklärung: Er habe seinen Bruder retten wollen.

Auf einem Handy-Video ist zu sehen, wie das spätere Opfer mit erhobener Faust auf die Gruppe zuläuft, in der sich der Bruder des Angeklagten befand. Ob der Angreifer ebenfalls ein Messer in der Hand hielt, blieb am Landgericht in Essen (Nordrhein-Westfalen) ungewiss.

Die Aussagen des 27-Jährigen konnten die Richter damit nicht widerlegen – Verurteilung nicht möglich. Ursprünglich hatte die Anklage auf gefährliche Körperverletzung gelautet, zuletzt beantragte auch die Staatsanwaltschaft einen Freispruch.

Clan-Krieg dauerte tagelang

Am Abend des 25. Junis zählte die Polizei etwa 300 Beteiligte, die im Stadtteil Altendorf aufeinander losgingen. Stühle und Tische flogen durch die Luft. Es kam zum lebensgefährlichen Stich, mindestens zwei weitere Personen wurden verletzt.

Bei der Massenschlägerei wurden auch Stühle als Waffe eingesetzt

Bei der Massenschlägerei wurden auch Stühle als Waffe eingesetzt

Foto: Privat

Tags darauf war Polizei erneut mit einem größeren Aufgebot vor Ort, nachdem es wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen verfeindeter Gruppen gekommen war.

Vorausgegangen war wohl eine Beleidigung im Internet. Ein Essener, der sich „Arroganter Pate“ nennt, soll gegenüber dem Kölner Musikmanager „Mazen“ ausfallend geworden sein. Der steht laut Polizei dem Al-Zein-Clan nahe, ist Chef der Plattenfirma „NWD“.

Später sorgte aber ein Friedensrichter dafür, dass es nicht zu weiteren Ausschreitungen kommt. Laut Urteil habe es Versöhnungsgespräche in einer Moschee gegeben. Dabei soll sich der Angeklagte entschuldigt haben.

Im Prozess sagt der 27-Jährige noch: „Ich habe nur noch meinen Bruder gesehen. Ich habe doch nur einen Bruder.“

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