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Bischof Bernard Fellay spricht vom "kläglichen Scheitern der Gespräche"

Hatten bislang eher wenig bekannte Theologen der Piusbrüder die Eignung von Müller für die drittwichtigste Position im Vatikan in Zweifel gezogen, so legte jetzt Bischof Fellay mit der Autorität seines Amtes auf ungewöhnliche Weise nach.

Er stellte - in einem Interview des Nachrichtenportals seiner Gemeinschaft - den ehemaligen Regensburger Oberhirten und Papst-Vertrauten unter Häresieverdacht.

"Mehrere Texte von Müller über die wirkliche Transsubstantiation von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi, über das Dogma der Jungfrauengeburt, über die Notwendigkeit für die Nichtkatholiken, sich zur katholischen Kirche zu bekehren, sind mehr als fragwürdig. Ohne jeden Zweifel wären sie früher Gegenstand einer Intervention von Seiten des Heiligen Offiziums gewesen, aus dem die Glaubenskongregation hervorgegangen ist, welcher er heute vorsteht."

Dass der von Benedikt XVI für die Leitung der Glaubenskongregation ausgesuchte international angesehene Theologe offen mit Irrlehren in Zusammenhang gebracht wird, ist neu in dem Konflikt zwischen den Anhängern des verstorbenen Erzbischofs Marcel Lefebvre und Rom.

Die Abneigung gegen Müller ist allerdings alt. "Er hat uns wie Parias behandelt", sagt der Pius-Generalobere. "Schließlich war er es, der 2009 erklärt hat, dass unser Seminar geschlossen werden müsse und dass unsere Studenten in die Seminare ihres Herkunftslandes gehen müssten, bevor er unumwunden verkündete: Die vier Bischöfe der Bruderschaft müssten alle demissionieren."

In der Tat: Kein Bischof hat seine Ablehnung der Lefebvre-Anhänger so deutlich gemacht wie Müller, kein Oberhirte protestierte so scharf gegen Pius-Priesterweihen in Zaitzkofen (Bistum Regensburg) wie der neue Glaubenspräfekt. Er machte nie ein Hehl daraus, dass er in der Piusbruderschaft eine Splittergruppe sieht, die sich nicht an die Prinzipien des katholischen Glaubens hält und deren Tradition "irgendwann - etwa 1950 - abbricht.

Und er bekräftigte jetzt diese Linie: Das Zweite Vatikanische Konzil gehöre zu den "gültigen und legitimen Konzilien", es habe auch keinen Bruch mit der Tradition gebracht. Das sehen die Piusbrüder freilich anders. Sie bestehen auf Korrekturen, wie sie schon vor Eröffnung des Generalkapitels klar machten: "Es scheint, als gehe Bischof Müller mit der Auffassung in die Gespräche, die Bruderschaft sei einfach eine in der Vergangenheit stecken gebliebene Ordensgemeinschaft, der es um viel Weihrauch, barockes Brimborium und alte Gesänge geht.

Sollte Müller das wirklich denken, dann braucht man nicht Kassandra zu sein, um zu prophezeien, dass die Gespräche kläglich scheitern werden." Denn dann werde er einfach das fordern, was er bereits angedeutet habe, dass die Piusbrüder "die Kröte schlucken". Die Kröte sei in diesem Fall das Konzil, genauer gesagt jene Stellen, die einen eindeutigen Bruch mit der Vergangenheit markierten.

Und der Kommentator auf der Internetseite der Bruderschaft schloss: "Wenn aber die Glaubenskongregation in Rom unter dem Vorsitz von Bischof Müller darauf besteht, eben jene umstrittenen Stellen müssten von vornherein bedingungslos anerkannt (statt kritisiert) werden, dann werden die ganzen Verhandlungen ausgehen wie das Hornberger Schießen. Und das ist bekanntlich vollständig verpufft."

Der Generalobere Fellay schloss sich in seinem aktuellen Interview dieser Beschreibung an: "Wir bestehen auf der Bewahrung unserer Identität, was das einzige wirksame Mittel darstellt, um der Kirche zu helfen, die Christenheit zu erneuern...Wenn wir den Schatz der Tradition für das Heil der Seelen fruchtbar machen wollen, müssen wir sprechen und handeln."

Verklausuliert bekräftigen die Traditionalisten ihren Anspruch, den wahren katholischen Glauben zu vertreten und alles abzulehnen, was zur "Selbstzerstörung der Kirche" beitrage. Gemeint sind die Konzilsaussagen über die Religionsfreiheit, den interreligiösen Dialog und die Ökumene, eben jene Themen, über die in den Lehrgesprächen mit Rom kein Konsens erzielt werden konnte. Ende Juni hatte Fellay erklärt, die Verhandlungen seien "an einem toten Punkt".

Und der Pius-Generalsekretär Christian Thouvenot fügte hinzu, die vatikanischen Vorgaben seien "eindeutig inakzeptabel". Diese Position wurde offenbar durch das Generalkapitel in Econe bestätigt. Es kündigte eine "allgemeine Erklärung" an Rom an, über deren Inhalt bislang nichts bekannt wurde.

Um Spaltungsgerüchte zu ersticken, versammelten sich die 40 Kapitels-Mitglieder am Grab von Marcel Lefebvre und dankten Gott für die "tiefe Einheit", die zwischen ihnen geherrscht habe. Bischof Richard Williamson, wegen seiner Holocaust-Relativierung heftig umstritten und als Gegner einer Verständigung mit Rom bekannt, war von Bischof Fellay von der Teilnahme an der Sitzung in Econe ausgeschlossen worden.

Das Generalkapitel stimmte dieser Entscheidung mit 29 gegen acht Stimmen zu. An Williamsons Zugehörigkeit zu den Piusbrüdern ändert das freilich nichts.


(Zitiert nach: WELT ONLINE)

Siehe auch:
Grundsatzerklärung des Generalkapitels der FSSPX vom 14. Juli 2010
Erste Reaktion des Vatikans
eigerhar
@POS
Das stimmt genau! Materiell ist er ein Häretiker, das weiss jeder Dogmatiker.Mehr
@POS

Das stimmt genau! Materiell ist er ein Häretiker, das weiss jeder Dogmatiker.
POS
@Latina
Liebe Latina, Sie haben schon recht. (Erz-)Bischof Müller ist natürlich kein "Ungläubiger"; er ist - wenn schon - "höchstens" ein Irrgläubiger, d.h. ein Häretiker, und zwar, mit dem, was ihm (bis jetzt) zu Last gelegt wird, nicht ein formeller, sondern ein materieller Häretiker (siehe: Kathpedia: Häresie).
Ebenfalls recht haben Sie, dass er "doch als 'konservativ' gilt." Sicher ist er …Mehr
@Latina

Liebe Latina, Sie haben schon recht. (Erz-)Bischof Müller ist natürlich kein "Ungläubiger"; er ist - wenn schon - "höchstens" ein Irrgläubiger, d.h. ein Häretiker, und zwar, mit dem, was ihm (bis jetzt) zu Last gelegt wird, nicht ein formeller, sondern ein materieller Häretiker (siehe: Kathpedia: Häresie).
Ebenfalls recht haben Sie, dass er "doch als 'konservativ' gilt." Sicher ist er aber nicht strikt (streng) konservativ, sondern nur "mäßig", v2-konzilskonform, also "traditions-brüchig". Und deshalb ist es ganz und gar nicht sicher, dass "er seine Sache gut machen" wird. Entsprechende "Unterstellungen" sind also kein "nonsense", sondern "sense"! - Auf alle Fälle "benötigt er unsere Gebete".
Latina
wäre der Bischof "ungläubig",so wäre er wohl 1. kein Bischof und 2. von papst benedikt nicht zu dieser aufgabe berufen. er gilt doch als "konservativ" und er wird seine sache gut machen. was hier manche ihm unterstellen ist nonsense . daher schließe ich mich loveshalom an. 🙏 🙏 🙏 unsere geistlichen benötigen unsere gebete.