Lästert Gott, wer sein Vaterland liebt?

In etablierten Medien und einigen Teilen der Geistlichkeit ist anlässlich des Deutschlandbesuches von Papst Benedikt XVI. die nationalmasochistische Propaganda-Brühe wieder aufgekocht worden, dass volksbezogenes und vaterländisches Denken mit dem christlichen Glauben unvereinbar sei.
Wo aber hätte Jesus Christus jemals gegen die Vielfalt der Menschheit in unterschiedliche Völker und gegen die Bewahrung dieser Mannigfaltigkeit sein Wort erhoben? Er forderte – so das Matthäus-Evangelium – seine Gefolgsleute auf: „Gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern.“ Völker! Kein Kirchenvater und keiner der berühmten Ausdeuter der Lehre Jesu hat je aus den Worten oder dem Wirken des christlichen Heilands solch abartige Schlüsse gezogen, wie es heute in Deutschland vaterlandslose Gesellen zu tun pflegen. Augustinus der Heilige schrieb vor über anderthalb Jahrtausenden, dass es für die Menschheit besser sei, wenn anstelle des (multinationalen) römischen Imperiums eine Vielheit von Völkerstaaten, „regna gentium“, entstünde. („De civitate Dei“, IV, c. 15).

Die vaterländischen Mahnungen Martin Luthers
Evangelischen Deutschen, die der Einflüsterung erlegen sind, vaterländisches Gedankengut sei mit ihrem Glauben nicht in Einklang zu bringen, sollte man Worte Martin Luthers zurufen wie etwa: „Ich kann es ja nicht lassen, ich muss mich sorgen um das arme, elende, verlassene, verachtete, verratene und verkaufte Deutschland, dem ich ja kein Arges, sondern alles Gute gönne, als ich schuldig bin meinem lieben Vaterland.“ Oder: „Für meine Deutschen bin ich geboren. Ihnen will ich auch dienen.“ Oder: „Ich wünschte aus innerstem Seufzen meines Herzens heraus, dass Deutschland, meinem Vaterland, geraten und geholfen werde.“ Oder: „Einigkeit könnte viel helfen. Ach, dass wir Deutsche treulicher beieinander stünden.“ Oder: „Die deutsche Sprache ist die allervollkommenste, hat viel Gemeinschaft mit der griechischen Sprache.“ Oder: „Ich suche nicht das meine, sondern der Deutschen Heil und Seligkeit.“ Oder: „Von ganzem Herzen möchte ich dem edlen deutschen Volk und dem ganzen Reich das Allerbeste geraten haben.“ Luthers Bannfluch gegen vaterlandslose Gesellen lautete: „Es müsste ein schändlicher Schelm sein, der seinem Vaterland nicht günstig sein wollte.“
Martin Luthers „Ein feste Burg“ mit dem Trutzwort „Das Reich muss uns doch bleiben“ wurde seinerzeit auch als Bekenntnis- und Kampflied zur Verteidigung von Volk und Vaterland gegen den Ansturm der Osmanen verstanden. In seinem „Aufruf zur Landesverteidigung“ appellierte der Reformator unter Berufung auf Gott an die Deutschen, „dass sich wehre, was sich wehren kann, jung und alt, Mann und Weib, Knecht und Magd“ gegen „den Türken, welcher ein Land nach dem anderen frisst, raubet, schändet und mordet“. Gegen gewisse Machthaber damals schrieb Luther in seiner „Heerpredigt wider die Türken“: „Auch deutsches Land und deutsche Menschen gibt man preis, duldet, dass sie geraubt und gemordet werden und lässt sich’s derweil wohlsein. Liebe Herren, Kaiser und Fürsten! Deutschland ist euch von Gott gegeben, dass ihr’s schätzen, regieren und helfen sollt.“ Luther, der resoluteste Rebell gegen Rom, mahnte angesichts der Bedrohung für Volk und Reich durch die fremden Eroberer, die vor Wien standen, dem auf den Papst eingeschworenen Erzherzog Ferdinand Folge zu leisten, der im kaiserlichen Auftrag den Kampf gegen die Osmanen führte.
„Vaterlandsliebe ist auch Gottesdienst!“ wurde 1927 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Königsberg/Pr. verkündet. Und 1966 rief Bischof Otto Dibelius, langjähriger Ratsvorsitzender der EKD und Präsident des Weltkirchenrates, auf: „Vaterland ist ein Gnadengeschenk Gottes bei unserer Geburt.“

Vaterlandsliebe als Gottesgebot
Bischof von Ketteler, Führer des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert, käme mit seinenglühend großdeutschen Reden und
Predigten heute wohl als „Rechtsextremist“ in den so genannten Verfassungsschutzbericht. Über Kardinal von Galen, den „Löwen von Münster“, notiert dessen Biograph Günter Beaugrand, ihn habe ein „tief eingewurzeltes nationales Empfinden“ geleitet; auf dem Totenbett habe der katholische Kirchenfürst gesagt: „Gott schütze das liebe Vaterland.“ Vom langjährigen Vorsitzenden der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Höffner, stammt das Wort: „Vaterlandsliebe ist religiöse Pflicht“. Der Kardinal weiter: „Nach christlichem Verständnis gründet die Liebe zum Vaterland in der ehrfürchtigen Hingabe jenen gegenüber, denen wir unseren Ursprung verdanken: Gott, unseren Eltern und dem Land unserer Väter, wo unsere Wiege stand, dem Land, dem wir durch die gemeinsame Heimat, die gemeinsame Abstammung, die gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Kultur, die gemeinsame Sprache schicksalhaft verbunden sind.“ (Joseph Kardinal Höffner, „Verantwortung für Volk und Vaterland“, Köln 1985).
Am 12. November 1957 druckte die „FAZ“ eine von Papst Pius XII. kurz zuvor in Castel Gandolfo gehaltene Grundsatzrede zum Thema Europa ab. Darin hatte das Oberhaupt der Katholischen Kirche verkündet: „Die Vaterlandsliebe geht unmittelbar aus dem Naturgesetz hervor, wie es in dem überlieferten Text der Gottesgebote niedergelegt ist. Es kann also nicht das Ziel sein, die Vaterländer abzuschaffen noch die Völker willkürlich zu vermischen.“
In der Kundgabe der europäischen katholischen Bischöfe zum Jubiläumsjahr des heiligen Benediktes, des Patrons von Europa, hieß es 1980: „Die Freiheit und Gerechtigkeit fordern, dass die Menschen und Völker ihre Eigenarten entwickeln können. Jedes Volk, jede ethnische Minderheit besitzt eigene Identität, eigene Tradition und Kultur. Diese besonderen Werte haben große Bedeutung für den menschlichen Fortschritt und den Frieden.“

Für Vaterland und Volksgemeinschaft
Niemand erglühte mehr für seine Nation als der aus Polen stammende Papst Johannes Paul II. Er mahnte: „Wenn der Mensch seine Würde, seinen Glauben und sein nationales Bewusstsein nur deshalb aufgibt, um mehr zu besitzen, dann muss diese Haltung schließlich zu seiner Selbstverachtung führen.“ (Johannes Paul II., „Ich will bei Euch sein“, Aschaffenburg 1980). In seiner Enzyklika „Laborem exercens“ vom 14. September 1981 beschrieb Papst Johannes Paul II. das Volk als „große Gemeinschaft, die durch Geschichte, Tradition und Kultur zusammengehalten wird“, als „umfassende Gemeinschaft, welcher der Mensch aufgrund besonderer kultureller und historischer Bindungen angehört“. Zu den „moralischen Pflichten des Menschen“ zähle, dass er „Arbeit auch seiner Nation schuldet“. Weiter heißt es in der Enzyklika: „Die Volksgemeinschaft ist nicht nur die große ‚Erzieherin‘ jedes Menschen, sondern auch eine große historische und soziale Inkarnation der Arbeit aller Generationen. All das bewirkt, dass der Mensch seine tiefste menschliche Identität mit der Zugehörigkeit zu einer Nation verbindet.“

In dem am 7. Dezember 1992 vom Vatikan verkündeten neuen „Katechismus der Katholischen Kirche“, maßgeblich erarbeitet von Kardinal Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., liest man im § 2199 von den „Pflichten der Bürger gegenüber ihrem Vaterland“. In § 2239 wird zu „Einsatzbereitschaft für das Gemeinwohl“ gemahnt und heißt es weiter: „Die Heimatliebe und der Einsatz für das Vaterland sind Dankespflichten und entsprechen der Ordnung der Liebe.“
Reinold Stein
heinrichhoffmann.wordpress.com/2009/10/11/vaterlandliebe
Ottov.Freising
Ein weiterer sehr informativer Aufsatz zum Thema "Nationen und Christentum
in historischer Perspektive" der Konrad Adenauer-Stiftung: www.kas.de/…/was_eint_uns_sc…