WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Debatte
  3. Kommentare
  4. Kopftuch-Debatte: Warum lieben Linke den Islam?

Meinung Kopftuch-Debatte

Warum lieben Linke den Islam?

Sportartikel-Hersteller provoziert mit Renn-Hidschab

Mit einem Kopftuch für Joggerinnen stößt die Sportartikel-Kette Decathlon auf Protest. Da in Frankreich die Vollverschleierung verboten ist, werden nun Rufe zum Boykott laut.

Quelle: WELT

Autoplay
Manche Linke wittern Rassismus, weil in Frankfurt eine Konferenz über das Für und Wider des Kopftuchs stattfinden soll. Man kann diesen Menschen nur wünschen, dass sie niemals in der Gesellschaft leben müssen, die sie herbeischreien.

Es ist eine der bizarrsten Romanzen der vergangenen Jahrzehnte: die Liebe vieler Linker zum Islam. Schmetterten ihre ideologischen Vorfahren einst „Es rettet uns kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun“, wie es in der „Internationalen“ heißt, so hat sich inzwischen der Wind gedreht. Die Strophen wurden umgedichtet.

Man demonstriert mit Allahu-Akbar-rufenden Islamisten gegen den Staat der Holocaust-Überlebenden und ihrer Nachkommen, sieht im apokalyptischen iranischen Halsabschneider-Regime den ideellen Gesamt-Antiimperialisten und skandiert: „Hijab is Empowerment“. Gleichzeitig wird an Ikonen wie Alice Schwarzer der queer-feministisch Muttermord vollzogen und die liberale Imamin Seyran Ates mit dem „haram“-Stempel belegt: nicht erlaubt.

Und nun schon wieder Frankfurt am Main. Gerade erst hat sich die Stadt von der Aufregung um eine Ausstellung zu „sittsamer“ muslimischer Mode im Museum Angewandte Kunst erholt. Nun ist der nächste Kampfplatz eröffnet: die Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Weil die Professorin Susanne Schröter zu einer Konferenz mit dem Titel „Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?“ lädt, sehen sich einige Studenten zu einer Hetzkampagne gegen die Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam genötigt. „Schröter raus“, heißt die Hashtag-Parole auf Instagram. „Kein Platz für antimuslimischen Rassismus.“

Lesen Sie auch
Cigdem Toprak kopftuch kombo 

Meinung Vorwürfe gegen Ethnologin

Als die iranische Anwältin Nasrin Sotoudeh unter anderem wegen „offenem sündhaften Auftreten in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch“ zu über 30 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt wurde, blieb es still. Als ihre Landsfrau Vida Movahed für ihren berühmten Anti-Kopftuch-Protest von 2017 wegen Anstiftung zu „Verdorbenheit“ in der Öffentlichkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde, regte sich kaum ein Lüftchen. Erst wenn sich einige Expertinnen zum freien Meinungsaustausch an einer Bildungseinrichtung zusammenfinden, gibt es Proteste.

Es wird Generationen von Küchentisch-Psychologen brauchen, um diese neue Linke begreifbar zu machen. Ist es Zivilisationsmüdigkeit? Maoismus-Masochismus? Stockholm-Syndrom? Man kann diesen Linken nur wünschen, dass sie niemals in der Gesellschaft leben müssen, die sie herbeischreien.

Exklusiv für Abonnenten

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema